Dienstag, 24. Juli 2012

Deixis in Comics – Teil 1: Einleitung und Theorie der Deixis

von Christoph Scholz

Beim vorliegenden Artikel handelt es sich um den ersten Teil der Schriftlichen Hausarbeit im Rahmen der Ersten Staatsprüfung, unter Begutachtung von Frau Prof. Dr. Bredel, vorgelegt von Christoph Scholz am 17.12.2008 an der Universität Köln.
Im Laufe der nächsten Wochen wird die Arbeit komplett erscheinen.

Teil II finden Sie hier, Teil III erscheint voraussichtlich am 14.8.2012.



1. Einleitung
Innerhalb des Unterrichtsgeschehens werden Kinder und Jugendliche mit verschiedenen Textformen konfrontiert. Deshalb ist neben der Förderung des sprachlichen Lernen und des Schreibens das Lesen und Verstehen von Texten ein Ziel des Deutschunterrichts in der Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Lernen (Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen (1977), S.6). Die Förderschüler und -schülerinnen sollen z.B. in allen Stufen den Umgang mit Comics lernen (Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen (1977), S.94ff). Comics haben eine hohe Bedeutung in der Kinder- und Jugendliteratur. So hatte das wöchentliche Magazin Mickey Maus nach Dolle Weinkauff (2002, S.507) eine Auflage von über einer Millionen gedruckten Exemplaren. Auch die japanische Form der Comics, Mangas, wird immer beliebter in den verschiedenen Alterstufen. Hierbei wird aber eine eher negative Haltung gegen diese Textform geäußert. So soll die Einseitigkeit und Übertreibung der Trivialliteratur in den Stufen 7 und 9 durchschaut werden. Eine eigenständige und wertfreie Bearbeitung mit den spezifischen Besonderheiten der Comics wird dabei nicht angedacht, obwohl sie sogar als Teil der Aufgaben oder Aufgabenstellungen in Schulbüchern auftauchen. Daher wird der Comic hier in einer sprachwissenschaftlicher Perspektive betrachtet werden. Im Rahmen dieser Arbeit wird sich auf die Rolle der Deixis im Comic beschränkt.
Zunächst soll die allgemeine Referenz von sprachlichen Ausdrücken beschrieben werden. Sie ist in Äußerungen verankert und braucht bestimmte Bedingungen des Gelingens, um auf bestimmte Situationen, Dinge, Orte oder Zeiten zu referieren. Daraufhin soll die Deixis in das Konzept der Referenz integriert werden. In den verschiedenen Dimensionen, Entfernungsstufen und Modi der Deixis soll dabei den Vorstellungen von Fricke (2007) entsprochen werden. Anhand der Definition von Texten wird dann die Funktion der Deixis als Mittel der Erzeugung von Kohäsion und Kohärenz erläutert.  Danach soll geklärt werden, wie die Deixis diese Funktion in der spezifischen Textform Comic ausübt. Hierfür wird erst eine allgemeinen Definition erarbeitet. Im Folgenden werden die verschiedenen Ebenen der doppelten Hybridisierung nach Packard (2006, S.84ff) beschrieben. Dazu gehören das Einzelbild, die Sequenz, die Schrift und die jeweiligen Verhältnisse untereinander. Die Differenzierungen aus verschiedenen Werken von McCloud ermöglicht hier ein ausreichend weites Verständnis der Vielfalt. Die spezifische Darstellung der für die Deixis bedeutsamen Dimensionen Person, Raum und Zeit fordert dabei unterschiedliche Leistungen von dem Leser. Danach werden anhand spezifischer Beispiele die Kohäsion und Kohärenz durch die Deixis beschrieben. Da sich das Comic hat als literarische Form von der Kinder- und Jugendliteratur emanzipiert hat, werden hier auch Beispiele aus der Erwachsenenliteratur verwendet, um Sachverhalte zu illustrieren. Auf dieser Grundlage soll erkannt werden, ob sich die Funktion der Deixis in Comic-Texte durch die sequenzierten Einzelbilder von der in anderen schriftlichen Texten unterscheidet.

2. Theorie der Deixis
Die Deixis ist Teil eines Prozess, in dem sprachliche Ausdrücke sowie bildliche, gestische und weitere Zeichen auf eine gegebene Situation verweisen, also der Referenz (Vater (2005), S.17). Um also die Grundlagen der Deixis zu beschreiben, sollen sie in das Konzept der Referenz eingebettet werden.

2.1 Referenz
Nach Vater (2005, S.11) ist Referenz ein zentraler Bestandteil der menschlichen Kommunikation, da Sprache nicht seiner selbst willen da sei, sondern den Menschen dazu diene, „Gefühle, beobachtbare Sachverhalte, Wünsche, Versprechen, Anordnungen etc. auszudrücken“ (Vater (1986), S.1). Linke, Nussbaumer und Portmann (2004, S.185) beschreiben Wörter zwischen Semantik und Pragmatik. Dementsprechend haben sprachliche Ausdrücke einen lexikalischen Aspekt, der die Eigenschaften der Objekte beschreibt, die durch einen Ausdruck bezeichnet werden. Er bestimmt die Möglichkeit, auf spezifische Gegenstände zu weisen. Nach Vater (2005, S.14) haben Wörter ein Referenzpotential. Der kontextgebundenen pragmatischen Anteil beschreibt die Bedeutung in der Kommunikationssituation. Vater (2005, S.14) verwendet für diese beiden Aspekte die Bezeichnungen Begriffsbezug und Objektbezug, unter den die Referenz fällt. Das Wort ‚Haus’ hat so einen bestimmten lexikalischen Inhalt und kann sich auf alle existierende und denkbaren Häuser beziehen. Es ist ein referentieller Ausdruck (Thrane (1980) nach Vater (1986), S.7), der in einem Sprechakt referieren, d.h. auf etwas verweisen, kann. Aber erst der Sprecher referiert in einer konkreten Situation auf etwas (Fricke (2007), S.89). Frege (1892) demonstriert die Bedeutung der Referenz nach Vater (2005, S.14) an einem weiteren Beispiel:
            „Der Sieger von Austerlitz ist der Sieger von Austerlitz.
            Der Sieger von Austerlitz ist der Verlierer von Waterloo.“ (Vater (2005),    S.14)
In Gegensatz zu dem ersten Satz, der immer wahr ist, setzt der zweite Satz voraus, dass dieselbe Person sowohl der Sieger von Austerlitz sowie der Verlierer von Waterloo sei, um wahr zu sein. Beide Bezeichnungen sagen dabei nicht das Gleiche aus, beziehen sich aber gemeinsam auf die Person Napoleon Bonaparte. Das bedeutet, dass bestimmte Gegebenheiten erfüllt werden müssen, um die Referenz glücken zu lassen.
In Bezug auf die Referenz kann daher die Bedeutung im Sprechakt, die Bedingungen für das Gelingen und die Formen betrachtet werden

2.1.1 Referenz im Sprechakt
Nach Vater (2005, S.48) beschreibt Searle (1965) vier verschiedene Handlungen des Sprechaktes, die gleichzeitig vollzogen werden:

  1. der Äußerungsakt
  2. der propositionale Akt
  3. der illokutive Akt
  4. der perlokutive Akt
Alle vier Bereiche beschreiben einen Aspekt in einer sprachlichen Handlung mit einer spezifischen Bedeutung. So erläutert der Äußerungsakt die „formal-instrumentale Seite“ (Vater (2005), S.48). In einer Sprechhandlung wird das Sprechorgan benutzt, um Phoneme intentional zu produzieren und zu verbinden. Die bloße Produktion von Geräuschen, wie z.B. bei einem Husten, soll dem entgegengestellt werden. Im illokutive und perlokutive Akt wird dagegen der Zweck einer sprachlichen Handlung beachtet. Der illokutive Akt bestimmt die Funktion der sprachlichen Äußerung als Frage, Aufforderung und weiteres. Sager (1980, S.139) setzt dem illokutiven Akt jedoch einen interlokutiven Akt vorraus. Im interlokutiven Akt werden die spezifischen syntaktisch-semantischen Strukturen einer Feststellung, Aufforderung, etc… verortet, die weitgehend situationsunabhängig bestimmbar sind. So kann die Feststellung ‚Du hast die schlechteste Klausur geschrieben.’ Eines Lehrers verschieden interpretiert werden:

  1. repräsentativ Aussage: Es soll lediglich die Informationen über einen Sachverhalt vermittelt werden.
  2.  direktive Aussage: Durch die getroffene Feststellung soll jemand zu einer bestimmten Handlung veranlasst werden.
  3. commissive Aussage: Es soll zum Ausdruck gebracht werden, dass der Sprecher eine bestimmte Handlung vollziehen wird.
  4. expressive Aussage: Es soll z.B. Bedauern oder Verzweiflung ausgedrückt werden.
  5. deklarative Aussage: Der Schüler wird als Klassenschlechtester oder ähnliches deklariert
Weitergehende Zielsetzungen, wie z.B. Überzeugung und Beleidigung, werden im perlokutiven Akt beschrieben. So ist der Satz ‚Bist du ein Idiot?’ auf der Ebene des illokutiven Aktes eine Frage, auf der Ebene des perlokutiven Aktes eine Beleidigung. Referenz und Prädikationen finden im propositionale Akt statt. Proposition ist nach Eisenberg (2006, S.11) die Bedeutung eines aus Verben und Nomen gebildeten Satzes. Nomen nehmen dabei Bezug auf Dinge und andere nominal, Verben auf Vorgänge und andere verbal  benennbare Entitäten, d.h., Nomen referieren und Verben prädizieren. Dementsprechend können Sätze wahr oder falsch sein. Nach Linke et al. (2004, S.212) gibt es auch Sprechakte ohne Proposition, wie z.B. ‚Hallo!’.   

2.1.2 Bedingungen für das Gelingen von Referenz
Da sprachliche Äußerungen in verschiedenen Situation gebraucht werden können und dabei auch unterschiedliche Funktionen erfüllen, beschreiben Linke et al. (2004, S.220) die Theorie der konversationelle Implikatur von Grice (1975), die ein Rahmenkonzept bildet, um die Erfüllung der Funktionen in der Kommunikationssituation zu ermöglichen. Die konversationelle Implikatur ist „ein vom Produzenten in einer bestimmten kommunikativen Verwendung an eine bestimmte Äußerung geknüpfter, aber nicht ausgedrückter Sinn, den es zu erschließen gilt“ (Linke et al. (2004), S.222). Die Grundannahme ist, dass Kommunikation ein kooperatives Handeln sei, bei dem die Kommunikationspartner gemeinsam ein Interesse für das Gelingen hätten. Deshalb würden sie sich entsprechend von vier Konversationsmaximen verhalten:

  1. Maxime der der Quantität
  2. Maxime der Qualität
  3. Maxime der Relation
  4. Maxime der Modalität
Neben der Grundlage, dass man einen gemeinsamen Code, also eine gemeinsame Sprache (Fricke (2007), S.1), für eine glückende Kommunikation verwenden sollte, werden verschiedene Bedingungen erläutert. Man solle das Notwendige sagen (Maxime der Quantität), den Wahrscheinlichkeitsgrad des Gesagten signalisieren (Maxime der Qualität) und auf die Relevanz achten soll (Maxime der Relation). So wird die Kommunikation gestört, wenn man auf die Frage nach einer Telefonnummer nur 3 Zahlen nennt, die Geschichte des Telefons schildert oder unvermittelt Ironie verwendet. Die Maxime der Modalität bestimmt die Art und Weise sowie die Klarheit des Gesagten. Das Einhalten oder Ignorieren der Maximen ermöglicht oder erschwert das Zustandekommen der konversationellen Implikatur.
Ausgehend von den allgemeinen Bedingungen gibt es nach Searle (1969) (nach Vater (2005), S.50) besondere Bedingungen, sog. Axiome, für Referenz. Ein erfolgreicher Referenzakt benötige bestimmte Präsuppositionen, d.h. Vorraussetzungen (Vater (1986), S.12) So müsse das Referierte nach dem Existenzaxiom existieren. Dieses Axiom wird  jedoch dadurch relativiert, dass man sowohl auf den Weihnachtsmann, der in der Realität nicht existiert, als auch auf einen ehrlichen Finder, der noch nicht existiert, referieren kann. So können Referenzobjekte auch in vergangenen, zukünftigen und alternativen Welten verortet sein.  Diewald (1991, S.64f) erläutert dazu, dass das Denotat, also das Objekt, auf das referiert wird, in irgendeinen Raum, ob potentiell oder tatsächlich, lokalisierbar sein soll und das potentielle Räume analog zu tatsächlichen Räumen verwendet werden könnten. Nach Vater (2005, S.69) meint Jackendorf (1983) sogar, dass man nicht auf die reale, sondern nur auf eine projizierte Welt referieren könne, da erst das Bewusstsein die wahrgenommenen Gestalten nach der Gestaltpsychologie schaffen würde. So werden vier Punkte in einer bestimmten Anordnung zu einem Viereck und aus Einzelbildern in einem Trickfilm eine Bewegung. Das Identitätsaxiom ermögliche es nach Vater (2005, S.50), dass Synonyme, Hyperonyme und Paraphrasen für einen Ausdruck mit gleicher Referenz verwendet werden können. Es besagt, wenn eine Aussage über ein Objekt wahr sei, so wäre die identische Aussage über dieses Objekt auch wahr, egal welcher Ausdruck verwendet wird. Das dritte Axiom ist das Identifikationsaxiom: man soll nur auf ein spezifisches Objekt referieren, das von dem Sprecher eindeutig identifiziert wird. Dies führt jedoch bei pluralischer Referenz und bei Referenz von Kollektiva zu Schwierigkeiten. Vater (2005, S.51) stellt dieses an Beispielen von Reis (1977) dar:

-          Der Hagel hat den Roggen geknickt.
-          Das Vieh wird gezählt.
-          Der Feind kam diesmal von links.

Außerdem gebe es Referenz, die nicht eindeutig zu identifizieren sei, wie z.B. der Arm. So kann sich  die Aussage ‚Mein Arm tut weh!’ sowohl auf den rechten, als auch auf den linken Arm beziehen, was erst durch den außersprachlichen Kontext bestimmt wird.    

2.1.3 Formen der Referenz
Referenz lässt sich nach Vater (2005, S. 71f) in verschiedene Referenzbereichen aufteilen:

  1. Situationsreferenz
  2. Dingreferenz
  3. Ortsreferenz
  4. Zeitreferenz
Weitere Referenzbereiche, die jedoch nur im geringen Maße behandelt wären, sind die Eigenschaftsreferenz, die sich durch z.B. Adjektive auf eine Eigenschaft bezieht, die Modalitätsreferenz, die die Art und Weise eines Vorgangs darstellt (z.B. ‚Vielleicht fahre ich nach Hause’), und die Quantitätsreferenz, die die Quantität eines Objekts oder eines Vorgangs darstellt (z.B. ‚Der Fisch war so groß’). 
Die Situationsreferenz ist die übergeordnete Referenzform. Die Grundannahme ist, dass ein Satz gewöhnlich auf eine Situation referiere. Die Situation kann sowohl ein Zustand sein, der durch die relative zeitliche Stabilität von wesentlichen Merkmalen gekennzeichnet ist, als auch ein Ereignis sein. Ereignisse haben einen raum-zeitlichen Charakter, d.h., sie sind mit Wahrnehmungsverben und Zeitausdrücken verbindbar (Vater (2005), S.81). Ein Ereignis, das nicht intentional vollzogen wird, ist ein Prozess. So verweist der Satz ‚Ich sitze auf einem Stuhl.’ auf einen Zustand, der Satz ‚Ich sitze drei Stunden.’ auf ein Ereignis. Nach Vater (2005, S.77) definiert Kutschera (1967) Sätze sogar so eng, dass lediglich sprachliche Einheiten, die referieren und wahr oder falsch sein können, Sätze seien. Die Illokution ‚Aussage’ bestimme also die Satzhaftigkeit.
Die Dingreferenz als die klassische Referenz referiert dagegen  nicht auf Zustände oder Ereignisse, sondern auf Dinge im weiteren Sinne, wie z.B. auf die Adjektivabstrakta Klugheit und Schönheit, oder Personen. Die Ortsreferenz kann sowohl die Position eines Dings oder einer Situation, als auch die Richtung einer Bewegung von einem Ort zu einem anderen angeben. Die zeitlichen Relationen zwischen Situationen werden durch die Zeitreferenz geäußert. Dazu können die Tempora der Verben, Temporaladverbien, wie z.B. heute oder morgen, und Temporalsätze, d.h., lexikalisch komplexe Ausdrücke wie z.B. ‚in fünf Minuten’, verwendet werden.  
Eine weitere Trennlinie zwischen den Formen der Referenz ist die Unterteilung in definite und indefinite Referenz. Hier wird gefragt, ob es ein einzelnes, definierbares Referenzobjekt gibt, oder ob ein Ausdruck auf mehrere Dinge verweisen kann. Der Satz ‚Ein Reiher fliegt jeden Tag um sechs Uhr über das Haus.’ sagt z.B. durch den indefiniten, d.h. unbestimmten, Artikel ‚ein’ lediglich etwas über die Anzahl und den Typ von Lebewesen aus, die um sechs Uhr über das Haus fliegen. Es lässt sich nicht erkennen, ob es jedes Mal ein anderer oder lediglich ein und derselbe Reiher ist. Erst der weitere Satz ‚Dieser nistet im Gebiet des Schlosses.’ definiert dies genauer. Herbermann (1988) beschreibt nach Lenz (1997, S.43) die Definitheit als eine Form der Referenz, die durch die Verwendung des betreffenden Ausdrucks die Voraussetzbarkeit des Referenten als aktueller Kommunikationsgegenstand signalisiert.

2.2 Deixis
Nach Fricke (2007, S. 17) nimmt Karl Bühler eine bedeutende Position in der Deixisforschung ein. In Bezug auf die Deixis als spezifische Form der Referenz beschreibt Bühler (1999, S.79) die Zeigegeste des Menschen. Er vergleicht sie mit einem Wegweiser an einer Wegverzweigung, der seine Funktion erfüllt, wenn er in seinem Zeigefeld richtig steht. Daraus entwickelt Bühler (1999, S.81) eine Zweifelderlehre, in der er zwischen sog. Nennwörtern, die als Symbole in einem Symbolfeld fungieren, von Zeigwörtern, die als Zeighilfen im Zeigfeld verwendet werden, unterscheidet.  Vor diesem Hintergrund stellt er die Frage nach der Funktionsweise von Zeigwörter, wie z.B. ‚hier’ und ‚dort’.
In der Verbindung von einer Zeigegeste mit Zeigwörtern zeige der Sprecher in einem Sprechakt nicht nur eine bestimmte Position in seinem Zeigefeld, sondern spiele auch eine Rolle, die ihm als Sender von dem Empfänger unterscheidet. Wenzel (2007, S.110) schreibt, dass das Deuten von Signifikanten nicht nur eine abstrahierende Erkenntnisleistung sei, sondern immer auch die körperliche Inbezugsetzung eines Subjekts mit einem Objekt wäre. Daher ist Deixis nach Sennholz (1985, S.1) ein zweiseitiges Phänomen, bei dem beide Seiten untrennbar miteinander verbunden sind. Sie erfülle zwei Grundvoraussetzungen, sog. Axiome:

  1. Situationsaxiom
  2. Relationsaxiom
Nach dem Situationsaxiom ist Deixis ein Phänomen, dass in besonderer Weise an die Äußerungssituation gebunden ist. Jede sprachliche Äußerung sei jedoch letztlich in einer Kommunikationssituation verankert. Das Relationsaxiom sagt aus, dass die Grundstruktur der Deixis eine zweistellige, gerichtete Relation ist. So definiert Sennholz (1985, S.7) Deixis als eine Eigenschaft der Sprache, mittels bestimmter Ausdrücke, Sachverhalte ausgehend  von einem Ausgangspunkt gerichtet zu lokalisieren. Der Ausgangspunkt ist durch den Ort, die Zeit und den Träger der Äußerung in der Äußerungssituation verankert ist. Nach Fricke (2007, S.91) sei es sogar eine dreistellige Relation zwischen einem Ausgangspunkt, einem Relatum und dem Zielpunkt, wobei das Relatum mit dem Ausgangspunkt zusammenfallen kann. So fallen bestimmte Aussagen, wie z.B. ‚Die Schere liegt rechts vom Telefon.’, die Vater (2005, S.124) unter die Intrinsik fasst, in den Bereich der Deixis. Durch die Vorstellung der gerichtete Relation kann auf das Zeigekonzept von Bühler (1999) verzichtet werden. Das Zeigen als Geste gibt nur bei einem lokalen Verweisen, um die Richtung der Deixisrelation anzuzeigen. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass es einen demonstrierenden und einen reflexiven Bezug gibt. Im Rahmen der Referenz definiert Herbermann (1988) Deixis als
„die definite und Identifizierbarkeit gewährende Referenz auf bestimmte (lokale, temporale, personale o.a.) Gegebenheiten   vermittels solcher (z.T. durch Gesten unterstützter) sprachlichen             Ausdrücke, die die betreffenden Gegebenheiten in       (ausschließlicher) Abhängigkeit von den jeweils entsprechenden Faktoren der Befindlichkeit des Äußerungsträgers zum Zeitpunkt der Äußerung bezeichnen.“ (Herbermann (1988), nach Lenz (1997, S.47))
Ohne eine sprachlich manifestierten Bezug zum Ort, zur Zeit oder zum Träger der betreffenden Äußerung wäre demnach eine Aussage nach Sennholz (1985, S.4) adeiktisch, auch wenn sie einen Sachverhalt lokalisiert. Dem steht aber die implizite Deixis entgegen(Fricke (2007), S.88), in der Deiktika elliptisch ausgelassen werden.

2.2.1 Die Origo
Der Ausgangspunkt der Deixis wird von Bühler Origo genannt (Bühler (1999), S.102). Sie ist der Koordinatenausgangspunkt eines Koordinatensystems der subjektiven Orientierung, in dessen Zentrum die Zeigwörter ‚hier’, ‚jetzt’ und ‚ich’ stehen. Daher ist die Origo der unabdingbare Bezugspunkt der kontextgebundenen gerichteten Relation (Diewald (1991), S.27) mit einer Augenblicksmarke, einer Ortsmarke und einer Sendermarke. Auch wenn Bühler (1999) die naiven Sprechpartner beschreibt, die die richtige Verwendung dieser Marken gelernt hätten, verweist Sennholz (1985, S.7) auf Probleme beim Gebrauch der Deikitika, also der Wörter, die eine Deixis ermöglichen. So kann das Wort ‚hier’ auf verschiedene Arten interpretiert werden. Entweder wird damit auf die nähere Umgebung des Sprechers, eine Stadt, ein Land oder sogar die gesamte Erde  verwiesen (Bühler (1999), S.100). Eine genaue Bestimmung von ‚jetzt’ ist auch schwierig. Daher sei die Origo ein Konzept, dass sich nicht unmittelbar empirisch feststellen lässt, aber physikalische Korrelate in der Äußerungssituation aufweist. Das Deixisobjekt, das in Relation zu der Origo steht, verhält sich ebenso. Der Ausgangspunkt der Deixis, die Origo, ist also nicht gleichzusetzen mit den deixistheoretisch neutralen Begriffen Äußerungsort, Äußerungszeit und Äußerungsträger. Nach Sennholz (1985, S.4) gibt es eine Relationsebene, die als Folie auf der Ebene der Äußerungsebene liegt. Die Origo hat hierbei eine sog. Gelenkfunktion, die beide Ebenen miteinander verbindet. Nach Diewald (1991, S.26) sei diese Trennung zwischen Relations- und Situationsaspekt für eine theoretische Analyse deiktischer Prozesse hilfreich, jedoch nur wenig an sprachlichen Gegebenheiten orientiert. Er widerspricht einer Vorstellung, in der die Origo lediglich die Verbindung der der Relationsebene und dem Kontext erzeuge, sondern sieht sie als Zentrum und Bestandteil des Kontextes. So würde Lyon (1983) nach Diewald (1991), S.26) mit der Beschreibung der optischen Wahrnehmung die enge Verknüpfung der Gerichtetheit der Relation und einem konkreten Sachverhalt illustrieren.
Der Proze[ss] der Wahrnehmung ist also offenkundig ebenfalls eine gerichtete Relation und der Ausgangspunkt der Wahrnehmung ist notwendig das wahrnehmende Subjekt. Versteht man nun, wie es hier geschehen soll, die gerichtete Relation des deiktischen        Prozesses als sprachliches Analogon der visuellen          Wahrnehmung, dann folgt, da[ss] der Ausgangspunkt der  Deixis immer der aktuelle Sprecher, der Zielpunkt ein Element des      außersprachlichen Kontextes sein mu[ss].“ (Diewald (1991), S.26)
Die Origo sei durch den angeborenen Egozentrismus in der Sprecherrolle verankert (Diewald (1991), S.28) und wird nicht erst durch den Gebrauch von Deiktika installiert (Diewald (1991), S.33). Dementsprechend wäre die Trennung nicht notwendig. Mit der starken Sprecherzentriertheit entspricht dies jedoch nach Fricke (2007, S.17) den angloamerikanischen Deixistheorien, die eine Versetzung in andere Entitäten kaum berücksichtigen würden. In Bezug auf die Instanziierung der deiktischen Relation wird die Beweglichkeit der Origo in Verhältnis zu einem Relatum von Fricke (2007, S.100) an einer Situation dargestellt: Ein Sprecher will einem Adressaten die Position einer Zange beschreiben. Als Orientierungspunkte gibt es, neben dem Sprecher und dem Adressaten, ein Auto und den Zuschauer Otto.  Sie differenziert dabei anhand der Verortung der Origo in eine sprecherbezogene, eine adressatenbezogene und eine drittbezogene Lokalisation, bei denen das Relatum entweder gleich oder ungleich der Origo ist. Fallen Relatum und Origo zusammen, handele es sich um eine Zweipunkt-, ansonsten um eine Dreipunktlokalisation.

Abbildung 1 (Fricke (2007), S.100)

(1)    Die Zange liegt links vom Auto. (Origo: Sprecher, Relatum: Auto, Deixisobjekt: Zangenbereich)
(2)    Die Zange liegt vor dem Auto. (Origo: Adressat, Relatum: Auto, Deixisobjekt: Zangenbereich)
(3)    Die Zange liegt rechts vom Auto. (Origo: Otto, Relatum: Auto, Deixisobjekt: Zangenbereich)
(4)    Die Zange liegt vor mir. (Origo: Sprecher, Relatum: Sprecher, Deixisobjekt: Zangenbereich)
(5)    Die Zange liegt vor dir. (Origo: Adressat, Relatum: Adressat, Deixisobjekt: Zangenbereich)
(6)    Die Zange liegt hinter dem Auto. (Origo: Auto, Relatum: Auto, Deixisobjekt: Zangenbereich)
(7)    Die Zange liegt vor Otto. (Origo: Otto, Relatum: Otto, Deixisobjekt: Zangenbereich)

Außerdem wird durch die Sprecherzentriertheit der Fokus zu stark auf die Deixis im Wahrnehmungsraum gesetzt. In den Modi der Deixis soll jedoch beschrieben werden, dass dies nur einem Teil der Deixis entspricht.

2.2.2 deiktische Dimensionen
Die drei Grundzeigewörter ‚hier’ , ‚jetzt’ und ‚ich’ (Bühler (1999), S.107) in dem Koordinatenausgangspunkt Origo zeigen drei verschiedene Dimensionen. Sie unterscheiden die Deixis in eine Lokal-, Temporal- und Personaldeixis und verbindet sie nach Diewald (1991, S.31) mit den grundlegenden Elementen des Kontextes. Diewald (1991, S.143ff) beschreibt neben diesen drei Dimensionen noch zwei weitere: die objektale und die modale Dimension.
In der objektale Dimension werden existierende oder imaginierte Gegenstände beschrieben, die nicht die Kommunikationspartner sind. Sie unterscheidet hier zwischen dem Sender, dem ‚ich’, und dem Empfänger, dem ‚du’, in einer Kommunikation und der Funktion der dritten Person (Diewald (1991), S.208ff). Für eine dritte Rolle sei in einem Dialog kein Platz, weshalb sie sich nicht ohne Probleme zu den anderen beiden Rollen der Personaldeixis integrieren lässt. Die Demonstriva ‚dieser’, ‚jener’ und ‚dér’ könnten auch nicht der lokalen Dimension zugeordnet werden, da sie Entitäten, nicht Orte beschreiben würden. Entitäten nehmen jedoch auch einen bestimmten, abgegrenzten Raum ein (Fricke (2007), S.83).  Daher könne man die objektale und lokale Dimension zu zwei verschiedenen Arten der Abgrenzung der Lokaldeixis vereinigen.
Im Gegensatz zu den anderen Dimensionen, die Einzelbestandteile eines Sachverhalts (Diewald (1991), S.238) anzuzeigen, stelle die modale Dimension den Grad der Faktizität dar. Diewald (1991, S.242) kontrastiert die beiden Sätze ‚Sie geht in die Stadt.’ und ‚Vielleicht geht sie in die Stadt.’. Es liegt hier jedoch keine Referenz vor. Im Kontext des Sprechaktes sollten diese Sätze daher auf den Ebenen des interlokutiven, des illokutiven und des perlokutiven Aktes beobachtet werden und entsprechen deshalb nicht der Deixis. Eine andere Form der modalen Deixis beschreibt Herbermann (1988) nach Fricke (2007, S.75). Sie bezieht sich auf die Art und Weise von Vorgängen, Abläufen und weiterem. Das Wort ‚so’ wird hierbei mit einer Geste oder einem Objekt, auf das gezeigt wird, obligatorisch verbunden. Deshalb kann die modale Deixis jedoch auch als Verweis auf z.B. eine Geste gelten (Fricke (2007), S.77f). Sie lässt sich daher als qualitative Deixis in die Lokaldeixis einordnen.
„Bei der qualitativen Deixis […] zeigt der Sprecher nicht direkt auf die Entitäten selbst […], sondern auf Entitäten, die über diejenige Eigenschaften verfügen, auf die der Sprecher mit seiner verbalen Äußerung referiert.“ (Fricke (2007), S.98)
Aus den geschilderten Gründen sollen hier im weiteren Verlauf nur die lokale, temporale und personale Dimension beachtet werden.  

2.2.3 Entfernungs- und Abgrenzungsstufen
Neben der reflexiven Bestimmung der Origo wird in dem deiktischen Prozess das Deixisobjekt, also das Objekt, auf das verwiesen wird, in Bezug zur Origo verortet. Das Deixisobjekt kann daher nur relativ zu dem Sprecher beschrieben werden. Dementsprechend unterscheidet Sennholz (1985, S.7) innerhalb der Deixis die Autodeixis und die Heterodeixis. In der Autodeixis fallen Origo und Deixisobjekt zusammen, sie ist also origoinklusiv. Hier ist es von besonderer Bedeutung, dass die Autodeixis nicht die Origo darstellt. So bezeichnen z.B. ‚hier’, ‚jetzt’ und ‚wir’ lediglich lokale, temporale oder personale Bereiche, in denen die Origo enthalten ist (Sennholz (1985), S.18). In der Heterodeixis fallen Origo und Deixisobjekt nicht zusammen, sie ist also origoexklusiv. Neben diesem binären Modell gehen nach Diewald (1991, S.133) einige Autoren von einem ternären Modell aus, das mit dem Beispiel ‚hier’, ‚da’ und ‚dort’ dargestellt wird. Entsprechend der Terminologie von Rauh (1984) entspricht ‚hier’ der Stufe ‚Kodierungsort’, ‚ ‚da’ der Stufe ‚in Verbindung mit dem Kodierungsort’ und ‚dort’ der Stufe ‚nicht in Verbindung mit dem  Kodierungsort’. Diewald (1991, S.154ff) definiert ‚da’ jedoch als lokales Archideiktikon, das sowohl origoinklusiv und origoeklusiv verwendet werden kann. Fricke (2007, S.93) verweist außerdem auf die Wortbildung. So gebe es nur die abgeleiteten Adjektive hiesig und dortig. Außerdem könne man auch mit den Demonstriva ‚dieser’, ‚jener’ und ‚dér’, die eine Dreiteilung indizieren sollen, lediglich die Komposita ‚diesseits’ und ‚jenseits’ bilden. Ein ‚derseits’ gibt es nicht.
Zusätzlich zu dem Gegensatz ‚origoinklusiv’ und ‚origoexklusiv’ gibt es nach Fricke (2007, S.94) einen Gegensatz in den Abgrenzungsstufen, also in der Art, wie abgegrenzt das Deixisobjekt ist. Sie werden mit den Entfernungsstufen kreuzklassifiziert.

  1. die Bereichsdeixis
  2. die Entitätsdeixis
Durch die Bereichsdeixis wird auf einen vagen Raum-, Zeit- oder Personenbereich gewiesen. So können mit dem Wort ‚hier’ verschiedene lokale Nahbereiche umfasst werden. Außerdem weisen sog. nicht-metrische Deiktika bezüglich der Zeit auf einen Zeitraum, der nicht klar umgrenzt werden kann. Auch die Pluralformen ‚wir’ und ‚ihr’ können unterschiedliche Mengen von Personen beschreiben. Die Entitätsdeixis weist dagegen auf ein klar umgrenztes Deixisobjekt. So kann das Deiktikon ‚ich’ je nach Sprecher eine andere Person darstelle, trotzdem bleibt es bei lediglich einer Person.
Außerdem gibt es nach Fricke (2007, S.102), im Gegensatz zur statischen Bereichsdeixis, ein dynamisches Zeigen auf die Richtung einer Bewegung. So kann eine Bewegung als zu der Origo hin- oder von der Origo wegführend definiert werden.
Zusammenfassend können die Formen der Deixis in einer Tabelle veranschaulicht werden:
  
Dimensionen
Lokaldeixis

Temporaldeixis
Personaldeixis
Abgegrenzungsstufen
Entfernungsstufen



Origo-
inklusiv
Origo-
exklusiv
Origo-
inklusiv
Origo-
exklusiv
Origo-
inklusiv
Origo-
ex-klusiv
Bereichsdeixis (Origo= Relatum)

hier
da
jetzt

Präsens
einst, später

Präteritum, Futur I, Perfekt
wir
ihr, Sie
Bereichsdeixis (Origo≠ Relatum)

hüben
drüben
Plusquam-perfekt,
Futur II
links, rechts, vorn, vor, hinten, hinter
vor, nach
Entitätendeixis

dieser
jener
heute
morgen, gestern
ich
du, Sie
Wegdeixis

her, kommen, holen
hin, gehen, bringen
(von gestern her)
(zum Abend hin)
geradeaus
Qualitative Deixis

so, solch-
Tabelle 1 (nach Fricke (2007), S.99)

2.2.4 Zeigmodi der Deixis
Bühler (1999, S.80) unterscheidet verschiedene Modi der Deixis. „Zu unterscheiden ist also von der demonstratio ad oculos [,] die Anaphora und die Deixis am Phantasma.“ (Bühler (1999), S.123). Zunächst sollen die demonastratio ad oculos und die Deixis am Phantasma voneinander unterschieden werden.
Rauh (1978, S.109) unterscheidet hierbei in ein für jeden Beobachter optisch und akustisch identifizierbares sachliches Zeigfeld und in ein Zeigfeld ohne optische und akustische Identifizierbarkeit. Dementsprechend wird die demonstratio ad oculos in einer situationsgebunden Äußerung verwendet, um auf wahrnehmbare Entitäten zu weisen, die sich im gemeinsamen Wahrnehmungsfeld der Kommunikationspartner befinden. Fricke (2007, S. 124) nennt sie Deixis am Nichtzeichenraum. Wenn aber Entitäten von einem Interpreten für andere Entitäten stehend interpretiert werden, liegt eine Deixis am Zeichenraum (Fricke (2007), S.123f) vor, in der Terminologie von Bühler (1999) die Deixis am Phantasma. Sie wird von Bühler (1999, S.134) in drei Arten aufgeteilt. So kann die erste Art dadurch beschrieben werden, dass das Vorgestellte in die angegebene Wahrnehmungsordnung hinein geholt werde. Das Vorgestellte werde durch die Deiktika so lokalisiert, als ob es tatsächlich wäre (Diewald (1991), S. 112). Nach Bühler (1999, S.137) werde das präsente Körpertastbild mit einer korrespondierenden optischen Phantasieszene verknüpft. So kann ein Sprecher die Vorstellung eines Hauses als Gesprächsthema einsetzen, um auf bestimmte Teile zu deuten. Die Beobachtungsposition der Gesprächsteilnehmer verändert sich dabei nicht. Nach Bredel (2001, S.10) kann dazu das szenische Präsens verwendet werden, um eine situationsbedingte Übereinstimmung der Perspektiven von Sprecher und Hörer  zu gewährleisten.
Die zweite Art der Deixis am Phantasma wäre die Versetzung in einen vorgestellten Raum. Die Origo als Orientierungszentrum wandert mit dem Körpertastbild in einen Vorstellungsraum, aus dem heraus Deixisobjekte in den drei Dimensionen lokalisiert werden.

"Man ist nach einem charakteristischen Erlebnisvorspiel oder unvermittelt und plötzlich in der Vorstellung an den geographischen Ort des Vorgestellten, man hat das Vorgestellte vor dem geistigen Auge von einem bestimmten Aufnahmestandpunkt aus, den man angeben kann und an dem man sich befindet in der Vorstellung." (Bühler (1999), S.135)

Dies wird durch eine Abbildung von Bredel (2001, S.6) dargestellt.

Abbildung 2 (nach Bredel (2001), S.6)
Das origoverschiebende Verfahren beschreibt Rehbein (1989) nach Bredel (2001, S.5) als Erzählen. Es wird durch sprachliche Mittel erzeugt. So zeigt das narrative Präteritum eine Versetzung an, da der Sprechzeitpunkt von der Betrachtzeit getrennt wird.
Die dritte Art steht zwischen den anderen beiden. In ihr wird der Fall geschildert, in dem auf eine Entität gezeigt wird, die momentan nicht sichtbar ist. So können Studenten in einem Hörsaal in die Richtung des Stephansdoms deuten, ohne ihn wahrzunehmen (Bühler (1999), S.135). Fricke (2007, S.125) deutet derartige Deixis jedoch als Deixis am Nichtzeichenraum und zählt sie zu der demonstratio ad oculos.  
Die Abgrenzung zu der Anaphora verläuft nach Consten (2004, S.5f) an zwei verschiedenen Definitionen entlang:

Definition 1: Anaphora entspricht der Anknüpfung an Bekanntes. Bei einer Neueinführung spricht man von Deixis.
Definition 2: Referenz im textuellen Raum entspricht der Anaphora. Referenz im nicht-textuellen  physischen Raum ist deiktisch.

Die erste Definition richtet sich an die Bekanntheit im Diskurs, die zweite Definition an den Verweisraum. Die Eigenschaften, die der Anaphora in den beiden Definitionen zugeschrieben werden, können unabhängig auftreten (Consten (2004), S.9). So muss die die Referenz auf einen physisch präsenten Referenten nicht immer neu eingeführt werden. Innerhalb des Verweisraumes gibt es nach Fricke (2007, S.117) zwei Reflexionsstufen. Sie beschreibt die beiden Stufen der Objektdeixis und der Metadeixis. In einem weiteren Schritt wird die Anaphora, nach Fricke (2007, S.118) die Textphorik, bestimmt. In der Objektdeixis wird direkt auf eine wahrnehmbare Entität oder auf ein Zeichen für eine Entität gezeigt (Fricke (2007), S.117f). In der Metadeixis wird auf die Äußerung selbst verwiesen. Vor diesem Hintergrund wird die Textphorik als Kreuzklassifikation von Metadeixis und Deixis am Zeichenraum verstanden. Wenn direkt auf eine Textpassage gezeigt wird, spricht man von Textdeixis.


Reflexionsstufe
Zeigmodus
Deixis am Nichtzeichenraum
Deixis am Zeichenraum
Objektdeixis
(objektdeiktische) Deixis am Nichtzeichenraum
(objektdeiktische) Deixis am Nichtzeichenraum
Metadeixis
Textdeixis
Textphorik
Tabelle 2 (Fricke (2007), S.124)

So kann das Wort ‚diese’ deiktisch auf einen Namen im Text zeigen, der selber auf ein Referenzobjekt deutet. Die Referenz erfolgt also mittelbar über ein Antezedens (Fricke (2007), S.119). Es gibt hierbei eine deiktische Relation (gestrichelter Pfeil) und eine Koreferenz (gestrichelter Pfeil mit schwarzer Spitze), die von ‚diese’ ausgeht:

Abbildung 3 (nach Fricke (2007), S.119)
 
Dies soll von der bloßen Koreferenz in der Textphorik abgegrenzt werden. So können ein Name und das Wort ‚er’ auf dieselbe Person referieren, ohne eine origorelative Beziehung aufzubauen:

Abbildung 4 (nach Fricke (2007), S.120)



[Fortsetzung folgt]

 

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Teil II: Link
Teil III erscheint voraussichtlich am 14.8.2012

Latest Version: 24-07-2012, 17:00

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